VEDA-Analyse bringt jetzt Klarheit - Strategiewechsel ist notwendig!
Die Hilferufe kommen mittlerweile im wöchentlichen Rhythmus über alle Medien aus allen Ballungszentren Deutschlands: „Wir sind völlig überparkt, die Lkws stehen überall, warum gibt es nicht viel mehr Parkplätze?“.
Seit Jahren sind die Autobahn-Raststätten vollgepfercht und die Lkw stehen bis auf die Autobahn hinaus, nun aber vermehrt unerlaubt in autobahnnahen Wohn- und Gewerbegebieten, an Wald- und Wiesenrändern und als neue Negativqualität mittlerweile sogar auf den Standstreifen der Autobahn. Die bemitleidenswerten Lkw-Fahrer suchen stundenlang ergebnislos einen vernünftigen Parkplatz, die Anlieger sind entsetzt angesichts der ungewollten nächtlichen Nachbarschaft und den daraus resultierenden Hinterlassenschaften und die korrelierenden tragischen Unfälle mit Todesfolge sind innerhalb weniger Jahre um das Dreißigfache gestiegen. Von Bund- und Ländern werden seit Jahren mit erheblichen Anstrengungen Lkw-Parkplätze errichtet, aber nur auf der Autobahn. Das reicht aber nicht, das Defizit steigt trotzdem jedes Jahr und auch zukünftig beständig an. Die Potentiale neben der Autobahn bleiben aber bis jetzt völlig unbeachtet. Auch den Auftragsverwaltungen und der Politik ist aber nun eindeutig bewusst geworden, dass es zwingend zum Strategiewechsel kommen muss.
Außerdem spart dies einen Milliardenbetrag, denn neben der Autobahn kostet die Errichtung eines jeden Lkw-Parkplatzes mindestens 50.000 Euro weniger. Aber nun kommt noch ein weiterer Problemkreis hinzu, die ausufernden Ladungsüberfälle auf parkende Lkws durch organisierte Kriminalität, insbesondere bei den ungeschützt abgestellten Lkws.
Zwangslage verschärft sich durch Ladungsübergriffe und hohe Herstellkosten
Bund und Länder bauen mit ganz erheblichen Anstrengungen durchschnittlich jährlich bis zu 1.500 neue Lkw Parkplätze auf der Autobahn, Tendenz aber stark fallend, weil die großen und genehmigungsrechtlich einfacheren Potentiale überwiegend ausgeschöpft sind. Meist lassen sich nur noch mit mehrjährigem Aufwand durchschnittlich relativ kleine Lkw-Parkplatzkontingente realisieren. Dadurch haben sich auch die Herstellpreise auf über 80.000 Euro erhöht, die die Länder für jeden einzelnen neugebauten Lkw-Parkplatz bezahlen müssen. Laut den Verkehrsprognosen des Bundes wächst das Transportaufkommen von Lkws noch ein gutes Jahrzehnt überproportional weiter. Umgerechnet benötigen mehr als 2.500 zusätzliche Lkw-Fahrer Jahr für Jahr auch zukünftig einen Schlafparkplatz. Um den bestehenden Missstand von mindestens 31.000 Stellplätzen abzubauen, benötigt man auf der Autobahn bei einer jährlichen Neubauquote wie bisher – die zukünftige Nachfrage also noch gar nicht berücksichtigt – alleine 20 Jahre.
Deutschland ist Europas Transitland Nummer 1 – Alpen und Nordsee lassen keine Umfahrung zu
Fast jeder, der ein internationales Geschäft machen möchte, muss eine Deutsche Autobahn benutzen. Im Norden durch die Nord- und Ostsee und im Süden durch die Alpen begrenzt, muss jeder, egal aus welcher Himmelsrichtung Europas er kommt, ein großes Stück Deutsche Autobahn benutzen. Seit der Wiedervereinigung 1990 und dem dadurch möglichen Handelsaustausch in die Ostländer stieg deshalb der Lkw-Verkehr in Deutschland sprunghaft an, und das Ende der Zuwächse ist noch nicht in Sicht. Selbst Megaanstrengungen von Bund- und Ländern schafften es nicht, die notwendigen Parkplatzinfrastrukturen auf der Autobahn zu errichten. Es fehlt nicht an Restaurants und Tankstellen auf und entlang der Autobahn, die stehen teilweise gähnend leer, es fehlt ausschließlich an Parkraum, gerade für diejenigen, die in Deutschland keinerlei Umsätze auslösen, sondern nur schnell passieren wollen, aber irgendwo schlafen müssen, bzw. die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrpausen einhalten wollen. Frühere Analysen der Autohofketten haben ergeben, dass über 50% der Lkw-Autobahnbenutzer auf den Rastanlagen keinerlei Konsum auslösen, also weder tanken, noch essen und trinken, oder im Shop etwas kaufen. Diese größte Gruppe parkt zudem sehr frühzeitig die kostenlosen Parkplätze zu.
Vagabundierende Lkw-Fahrer ohne jede Versorgung
Die Not ist so groß, dass seit gut zwei Jahren sogar einfach auf den Standstreifen der Autobahn (u.a. Ballungszentren München, Nürnberg, Heilbronn, Frankfurt, Hannover, Ruhrgebiet und Hamburg) der Lkw abgestellt wird. Dort „vagabundieren“ die Fahrer, von höllischem Lärm umgeben, abgeschnitten von Toiletten, Waschmöglichkeiten und Kommunikation.
Direkt an den Autobahnausfahrten befinden sich die mittelständischen Autohöfe, die sich mit einem Schwerpunkt auf die Lkw-Kundschaft spezialisiert haben. Dort übernachten wochentags über 30.000 Lkws. Somit stellen die Autohöfe heute gut die Hälfte der unproblematischen Lkw-Parkflächen in Deutschland zur Verfügung. In diesen autobahnnahen Gewerbegebieten liegt aber noch ein kurz- und mittelfristiges Lkw-Parkplatz-Neubaupotential in fünfstelliger Höhe. Auch kostet dort der Parkplatzbau nicht einmal die Hälfte im Vergleich zum Bau „auf“ der Autobahn. Werden diese Flächen mit einbezogen, spart sich der Steuerzahler über 50.000 Euro pro Lkw-Parkplatz, insgesamt einen Milliardenbetrag.
Die Autohöfe müssen wohl deshalb zukünftig von der Verkehrspolitik noch weit intensiver eingebunden werden, sonst wird die Parkplatztragödie auch innerhalb der nächsten Jahrzehnte nicht aufgearbeitet. Erste Bundesländer waren schon erfolgreich. In Kooperation konnten hier einige tausend neue Lkw-Parkplätze geschaffen werden.
Auch haben die Autohöfe initiativ angefangen, sich der explodierenden Ladungskriminalität mit mittlerweile jährlichen Schäden in Milliardenhöhe entgegenzustemmen. Bereits 20 Anlagen quer durch Deutschland bieten mit dem „Premium-Parken“ Konzept schon erste „Sicherheitsinseln“ an.
E-Mobilität bei Autohöfen mit dreifacher Effizienz wichtig für die E-Auto-Akzeptanz
Da die Autohöfe über die Autobahnausfahrt von beiden Autobahnrichtungen und von der anliegenden Region angefahren werden können, sind die Schnellladesäulen hier dreifach ausgelastet. Dadurch entstehen Sonderformen im Alleinstellungsmerkmal, wie die Supercharger von TESLA. Der Bundesbürger wird sich dann in größerer Anzahl für das E-Auto entscheiden, wenn eine Nachladung auch außerhalb der Stadt, also bei weiteren Fahrten, absolut gesichert ist. Da dies im Besonderen in den Autohöfen geschieht, sind sie für die Entwicklung des E-Auto Marktes von wesentlicher Bedeutung.
Statistik
Unfälle mit Todesfolge aufgrund von Autobahnbenutzern, die auf wildgeparkte Lkws auffahren, die auf überfüllten Raststätten abgestellt waren:
Vor 2016 gab es in drei Jahren durchschnittlich einen toten Fahrer.
In 2016 waren es bereits vier Tote.
Im ersten Halbjahr 2017 sind es nun schon sechs Tote.
Lkw-Parkplatzdefizit
Die Vereinigung Deutscher Autohöfe e.V. , kurz VEDA, analysiert bereits seit 1990 die Parkplatzsituation rund um die Deutschen Autobahnen. Die Prognosen lagen bis jetzt immer richtig, mit sehr geringer Abweichung. Das nun ausgewertete Zahlenmaterial setzt sich zusammen aus einer permanenten Fortschreibung der bestehenden und hinzukommenden Lkw Parkstände, aus den aktuellen Fehlbestandsmeldungen der Fachbehörden der Länder und aus nächtlichen Stichpunktzählungen auf ausgewählten Streckenzügen außerhalb der offiziellen Parkplatzanlagen. In der Zahl von 31.000 Lkw Parkplätzen sind die 7.000 Lkws beinhaltet, die extrem verkehrsgefährdend auf dem Standstreifen der Autobahn, im Ein- und Ausfahrtsbereich und im Pkw-Tank- und Parkbereich der bewirtschafteten und unbewirtschafteten Autobahn-Raststätten. Eine Probe kann man machen über das früher bereits festgestellte Defizit, fortgeschrieben mit dem durchschnittlich jährlich hinzukommenden Minus, der Differenz aus dem tatsächlichen Neubau und dem notwendigen Neubau aufgrund der Bundes-Prognosen im Straßengütertransportzuwachs.
Quelle: VEDA e.V.
Foto: dpa